東道 - Tōdō - Wege des Ostens

(Morita-Therapie und Naikan)

ist ein psychoedukativer Ansatz zu einem gesünderen Leben in Achtsamkeit und Selbstbestimmung. Er geht davon aus, dass psychisches Leid, das ganze Spektrum neurotischer Beschwerden, vor allem aber auch Angst, durch fehlgelenkte und darum destruktiv wirkende Aufmerksamkeit verursacht wird.

Wir können lernen, dem entgegenzuwirken, indem wir vier Fertigkeiten ganz bewusst weiterentwickeln und schulen:

  • Akzeptanz
  • Co-Existieren mit Gefühlen
  • fokussierte Aufmerksamkeit
  • Selbstreflexion

"Tōdō - Wege des Ostens", Ansätze einer realitäts- und verhaltenszentrierten Psychotherapie und -edukation, geht zurück auf die Arbeiten des japanischen Neurologen und Psychiaters Shoma Morita (1874-1938), der die Angst als eine zentrale Beschwerde und Kraft bei neurotischen und vielen psychotischen Störungen in den Mittelpunkt seines diagnostischen und therapeutischen Denkens stellte. Für ihn resultierte sie aus fehlgeleiteter Aufmerksamkeit. Achtsamkeit in buddhistischem Sinne hilft uns, zu einer angemessenen und gesunden Wahrnehmung der Realität zu gelangen. Diese wiederum leitet uns an, eine sinnvolle Zielsetzung für unsere Lebensgestaltung zu suchen. Die Empfehlungen der japanischen psychiatrischen Gesellschaft zu einer ambulanten Morita-Therapie sind inzwischen auch ins Deutsche übersetzt worden. Sie werden allerdings nur von wenigen Therapeuten in Deutschland in ihrem Praxisalltag umgesetzt.

Als zweites Element wirkt der Meditations-Weg des Naikan, der „Innenschau“, die von Ishin Yoshimoto (1916-1988) entwickelt wurde und die seit einem halben Jahrhundert weltweit praktiziert wird.

Die Synthese dieser beiden Ansätze aus dem japanischen Buddhismus verdanken wir dem amerikanischen Arzt und Therapeuten David K. Reynolds, der sie seit den späten siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts als "Constructive Living" für die Menschen im Okzident rezipiert, reflektiert und nutzbar machte.

In jüngster Zeit hat Gregg Krech  - Tōdō Institute, Monkton (VT), USA - das psychoedukative Potential dieser "Japanese challenge to Sigmund Freud" (Reynolds) in der ganzen Bandbreite erkannt und in praktikablen Formaten zur Vermittlung mentaler Gesundheit in Prophylaxe und Therapie vorgestellt. Seine Arbeiten inspirieren unser Konzept nachhaltig.

 

Ich stelle mir manchmal vor,
dass,
wenn die Schöpfer des Universums
einen zweiten Anlauf nehmen würden, uns mitzuteilen, was denn nun
das Wichtigste an der Schöpfung sei,
dann würden sie alle Heiligen Schriften
durch zwei Worte ersetzen:
„Gib Acht!“ oder „Sei aufmerksam!“

Sich für die Welt zu entscheiden, das meint zunächst einmal,
sie klar zu sehen,
und uns aufbrechen zu lassen
von der Vielschichtigkeit
und dem Mysterium dieser Welt.

Philip Simmons (in „Learning to Fall”)

HP (Psych) Reinhard F. Spieß